Wenn Engel reisen...
…können Anja von anjas-Insel und ich jedenfalls nicht gemeint gewesen sein.
Aber erstmal zurück auf Start.
Im April diesen Jahres luden Alexandra vom buecherkaffee und Anka von ankas-geblubber zur Wohnzimmerlesung mit Ursula Poznanski und Arno Strobel.
Als auch ich endlich Wind davon bekam, legten sich mir ein ganzer Berg an Steinen in den Weg. Bis ich die alle aus dem Weg geräumt hatte, war ich leider zu spät, denn es galt das „first come, first serve“-Prinzip. Da saß ich nun todtraurig und Anja musste sich alleine auf den Weg nach Blubberhausen bzw. Bad Rappenau machen. Nach ihrem begeisterten Bericht hätte ich gleich noch eine Runde heulen können. Gute Freundin, die Anja aber nun mal ist, hatte sie mehr als eine Tüte Mitleid für mich übrig. Nämlich den Vorschlag, eine Lesung von „Stroblanzki“ nochmal gemeinsam zu besuchen. Dass ich da nicht lange gefackelt habe, könnt ihr euch denken. Rietberg am 24. Juni schien machbar zu sein. Also Tickets bestellt, Hotel gebucht und vor Vorfreude fast vergangen.
Am Freitag war er dann da, der langersehnte Tag. Dieser begann jedoch nach dem schwül-heißen Sommer 2016 am Donnerstag erstmal völlig übermüdet und mit einer Runde Kopfschmerzen. Ein paar whats-app Nachrichten später war klar, dass Anja nicht viel besser dran war. Im Gegenteil. Die Arme musste zuerst auch noch arbeiten. Deshalb hatten wir verabredet, dass mein Mann mich nach Feierabend zu ihrem Arbeitsplatz bringen sollte und wir von dort aus direkt starten. Hat auch prima geklappt.
Kaum dass wir losgefahren waren, meinte irgendwer oder irgendwas, unsere Reise mit einer standesgemäßen Light-Show untermalen zu müssen. An sich ja eine schöne Idee, hätte der Pyrotechniker da oben nicht aus Versehen die Wasserleitung gesprengt. Nun sind wir Sauerländer ja Regen gewohnt, aber das, was da runter kam, erinnerte mehr an einen Dammbruch. Hinzu kam, dass Yoda (Anjas Navi) eine zwar landschaftlich sicher reizvolle (wenn man die Landschaft unter Wasser denn gesehen hätte) aber kurvenreiche Strecke vorschlug. Stellenweise mussten nicht nur Anja sondern auch ich rätseln, wo die Straße denn nun weiter ging. Ihr könnt euch denken, dass wir nicht besonders zügig voran kamen.
Kurz vorm Ziel standen wir zu allem Überfluss auch noch in einem Baustellenstau, weil leider noch immer nicht jeder kapiert hat, wie das mit dem Reißverschluss-Verfahren funktioniert.
Wie auch immer… aus den 1,5 Stunden, welche die Fahrt im Normalfall gedauert hätte, waren 2,5 Stunden geworden. Unsere Laune war entsprechend. Zumal die letzte Mahlzeit auch schon einige Stunden zurück lag und wir schlicht und ergreifend Hunger hatten. Deshalb hatten wir die vage Hoffnung, dass wir vielleicht im Hotel eine Kleinigkeit… Aber nein. Es sollte nicht sein. Es gab kein Restaurant o.ä. im Hotel oder in unmittelbarer Nähe. Wobei das Hotel wirklich pittoresk und ruhig gelegen war. Sehr hübsch und das Zimmer, das Anja und ich uns geteilt haben war wirklich riesig. Da gab es einfach nichts zu Meckern.
Nun steckte Anja aber immer noch in ihren Arbeitsklamotten und ich wollte auch die durchgeschwitzten Klamotten wechseln. Während Anja erstmal unter der Dusche verschwand, bin ich in den mitgebrachten Rock nebst weißem T-Shirt (zu dem Rock passt einfach nichts anderes) und Sandalen gestiegen. Für abends, falls es eventuell doch etwas kühl werden sollte, hatte ich mir noch eins meiner Häkeltücher in die Handtasche gestopft.
Endlich abfahrbereit und doch noch unerwartet gut in der Zeit, ging es weiter zum Veranstaltungsort. Yoda führte uns zu einem Parkplatz, der nur 160 m vom Ziel entfernt liegen sollte. Ideal! Bloß hatte der Himmel inzwischen schon wieder so eine ungesunde graue Farbe angenommen, die auf nichts Gutes schließen ließ. Kaum dass wir aus dem Auto gestiegen waren, fielen auch schon die ersten Tropfen. Zum Glück fand Anja wenigstens einen Schirm im Kofferraum, den wir uns schwesterlich teilen konnten. Dass der himmlische Wasserrohrbruch in der Zwischenzeit offenbar doch noch nicht behoben war, war trotz des Schirms eher kontraproduktiv. Da ich wie oben bereits angemerkt in einem weißen T-Shirt unterwegs war und nicht völlig ungeplant Siegerin im Wet-T-Shirt-Contest werden wollte, kam jetzt mein Häkeltuch – im weiteren Verlauf des Abends „das nasse Schaf“ genannt – ins Spiel. Den Wassermassen trotzend sind wir also losgestapft. Was war ich froh, dass meine Schuhe offen waren! So konnte das Wasser wenigstens wieder ablaufen. Nach einem Zwischenstopp unter einem Vordach, kurzer Beratung und der Konsultation diverser Apps war klar, dass wir trotz des Wolkenbruchs weiter mussten. Zwar hatten wir das Ziel bereits vor Augen, waren aber immer noch verdammt hungrig und wenn wir noch etwas Essen wollten, mussten wir einfach weiter. Zum Glück fand sich nach ein paar Metern eine Pizzeria, die sich auch noch als wirklich gut herausstellte. Nicht nur, dass das Essen echt lecker war, auch der Service war erste Klasse. So wurden wir tropfnass, wie wir waren zuerst einmal mit Küchenkrepp zum Abtrocknen versorgt.
Endlich satt und zufrieden, wenn auch immer noch patschnass und mit halbwegs ruinierter Frisur, konnten wir weiter zum Ort des Geschehens. Pünktlich zum Einlass waren wir da. Nach einem kurzen Schwätzchen mit ein paar anderen Besuchern, die ebenso wie wir eine Eintrittskarte zu viel hatten (ursprünglich wollte unsere Freundin Claudia mit) und einem Zwischenstopp am Büchertisch (man lernt ja aus Erfahrung) ging es die Treppe rauf in den vorbereiteten Saal.
In der ersten Reihe, lagen auf diversen Sitzen Reserviert-Schilder, nicht jedoch auf allen. Ein Blick und ein Grinsen später hatten wir so natürlich unsere Plätze gefunden. Kaum Anja und ich uns und das nasse Schaf sortiert, kamen auch schon Arno Strobel und Ursula Poznanski auf uns zu und sprachen Anja an. Schließlich kannte man sich ja von der Wohnzimmerlesung. Zum Glück war Anja genauso baff wie ich, sodass wir uns beim Sprechen beide genauso dämlich angestellt haben. (Wer hat nochmal behauptet, dass man im Deutschen auch in ganzen Sätzen sprechen kann? :D)
Ein Weilchen später ging es dann los. Den Anfang machte der Mann am Klavier, der den Abend musikalisch untermalte.
Es folgte eine Autorin, die einen Regio-Krimi veröffentlicht hatte. Sehr viele markierte Textstellen, eine sehr nervöse Vorleserin, ein Klavierstück und eine Pause mit Bier und Schnittchen später war es dann endlich, endlich so weit.
Da waren sie!
Witzig und kurzweilig erzählten die beiden zunächst, wie es dazu gekommen war, dass sie gemeinsamm "fremd" geschrieben haben. Die dabei hin und her fliegenden Frotzeleien machten deutlich, dass sich die beiden einfach mögen (mehr oder weniger :D). Auf die gleiche Art und Weise beantworteten sie im Anschluß Fragen aus dem Publikum.
Es folgten die ersten zwei Kapitel aus "fremd", welche beide gemeinsam vorlasen. Es ist nicht nur so, dass ich dadurch extrem neugierig auf das Buch geworden bin. Für mich hätte es ruhig noch weiter gehen können. Warum war das eigentlich ein Witz, dass Sie zu Anfang angekündigt haben, das komplette Buch vorzulesen, Herr Strobel? ? Mir doch egal, wenn ich fünf, sechs Stunden in nassen Klamotten nebst nassem Schaf vor Ihnen sitze. Hauptsache Sie und Frau Poznanski lesen mir vor!
Absolut genial war auch der E-Mail Verkehr zwischen den beiden, den das Autoren-Duo auszugsweise vortrug. Ich möchte doch sehr darum bitten, diesen in naher Zukunft in gedruckter Form und zum Selberlesen in Händen halten zu dürfen.
Viel zu schnell war die Lesung auch schon wieder vorbei. Ein, zwei Halbsätze später hielt ich am Signiertisch wenigstens einen neuen Schatz in meinen Händen.
Völlig aufgekratzt, immer noch nass und trotzdem todmüde ging es für Anja und mich im Anschluß zurück ins Hotel. Nachdem wir uns dort endlich trocken legen konnten, haben wir noch ein kleines Weilchen geschwatzt, sind aber relativ schnell in unsere Betten gekrochen und haben beide wunderbar geschlafen. Ein leckeres Hotel-Frühstück und eine verregnete Rückfahrt später war ich dann wieder zu Hause. Kaum dort angekommen, ging es für mich auch schon wieder weiter zu einem Familientreffen. Natürlich konnte ich mich dort nicht zurück halten und musste begeistert von der Lesung berichten. Wie es den Anschein macht, habe ich dadurch ein paar „fremd“-Leser gewinnen können.
Jetzt freue ich mich erstmal darauf, meine Schätze zu verschlingen und im September geht es auch schon weiter. Denn da erscheint der nächste „Stroblanzki“. Diesmal mit einem Ermittler-Duo. Dass ich dann wieder Ausschau nach einer Lesung zum neuen Buch halten werde ist keine Frage.
Zum Schluß bleibt noch anzumerken, dass das nasse Schaf inzwischen wieder trocken und somit nur ein einfaches Häkeltuch ist.
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